»iGap«
Cluster
Neonrohr, Plexiglas, Silikon, Kabel, Blinkschaltung, Vorschaltgerät /
Neons, plexiglass, silicone, cables, flash circuit, converter
B/w 0,40 m x H/h 0,30 m x T/d 0,35 m
Photo: bp

Das Cluster-Objekt »iGap« besteht aus drei weiss leuchtenden, gläsernen Neon-Schriftzeichen g, a und p in einheitlicher Schriftart, die jeweils um 90° zu einander gedreht und ineinander geschoben sind. Sie ergeben zusammengesetzt das englische Wort »gap« (dt. Lücke, Leerstelle, Zwischenraum).
Die Schriftzeichen blinken jeweils in unterschiedlichen Rhythmen auf. Dabei entstehen zwischen den drei Zeichen polymetrische Aufleucht- bzw. Pauserhythmen, die sich stets gegeneinander verschieben. Irgendwann und immer wieder kommt der Moment, da alle drei Schriftzeichen gleichzeitig zusammen aufleuchten und das Wort »gap« in Licht schreiben – und es kommt der Moment, indem alle Schriftzeichen gleichzeitig erlöschen und das Wort »gap« gläsern wird.

In den rhythmischen Abläufen kann das Erlöschen einzelner Neonschriftzeichen als »Lücke« in dem als »vollständig« empfundenen Aufleuchten des ganzen Wortes »gap« definiert werden. Das Aufleuchten einzelner Neonschriftzeichen kann wiederum als »Lücke« im Zustand des als »vollständig« empfundenen Erloschen-Seins aller Schriftzeichen und damit des ganzen Wortes »gap« definiert werden. Diese Dialektik erfährt über die visuelle Beobachtung der Vorgänge eine wahrnehmungspsychologische Entsprechung als Sukzessivkontrast: Das Erlöschen erscheint als »erlöschendes Aufleuchten« und das Aufleuchten als »aufleuchtendes Erlöschen«.

Das menschliche Begehren nach Ordnung, begrifflicher Sicherheit und Vollständigkeit kann in »iGap« durch das Betätigen technischer Einrichtung angegangen werden:
Werden drei Schalter betätigt, hören die Schriftzeichen auf zu blinken und bleiben dauerhaft erleuchtet. Wird der Netzstecker gezogen, erlöschen die Schriftzeichen.
Dennoch bleiben auch in diesem (vermeintlich) stabilen Zustand gewissermaßen Lücken zurück: Wortsprachliche – als Sinn des in gläsernem Rohr geschriebenen Wortes »gap«; in der Vorstellung – als wieder abgerufene Bilder der Beobachtung der Blinkabläufe; im Objekt-Raum-Verhältnis – als Beziehung von Material und umschlossenen bzw. umgebenden Leerraum.
»gap« – die Lücke, die Leerstelle, der Zwischenraum wird zu einem unbestimmten Möglichkeitsraum zwischen Wahrnehmung, Sprache, Vorstellung und Material.
Es bleibt dem dem sinngetriebenen »I«, dem Ich, der Mut zur Lücke.

Projekt Title: IM SYSTEM DER MASCHINERIE

»iJam / Part III (Im System der Maschinerie)«

Objekte und Installation

Duoausstellung Boris Petrovsky/Oliver Ross

Galerie Feurstein, A - 6800 Feldkirch

16. Mai - 21. Juni 2008

Einführung: Axel Jablonski


Im System der Maschinerie


Willkommen in der Hölle der simultanen Loops, der verwirrenden-beglückenden Referenzen, bestürzenden Bezüge und komplexen Kontexte. Ein System steuert das andere. Alles wirkt so fremd. Warum? Die Navigation in der allumfassenden Wunscherfüllungs-Matrix befreit die Zwangslage der Existenz. Willkommen im Playland des Fetisch-Dings! Entdeckung der bricollagierten Wirklichkeit. Alles wirkt so vertraut. Woher?

Petrovsky sieht seine Objekte als verknüpfte Splitter gesprengter Gedanken. Die Sprengung ist in hochauflösender Zeitlupe gedacht und in den Installationen in einer Ästhetik zwischen Trash und Produktdesign "aufgezeichnet". Es sind die sich einbrennenden Lichtinformationen der Bilder unseres eigenen Denkapparates, die sich auf uns widergespiegeln in Sequenzen neuroplastischer Prozesse. Elementare Grundfunktionen wie rhythmisches Atmen, Pulsieren, Fließen und flirrendes Leuchten bestimmen in der Installation die Grundelemente Energie, Materie, Luft und Wasser.

Das Zusammenspiel der komplex und dicht gewobenen Strukturen von leuchtenden Neon-Glasröhren, dem Gewirr der Schlauchkonvolute und Verkabelungen und gewebeartigen Strukturen erinnert an eine Intensivstation oder an ein Frankenstein'sches Laboratorium.

 

“Das vor viele Produkte der Apple Computerfirma gestellte “i“ (etwa iPod, iMac oder iBook etc.) ist für Petrovsky als mediale Icherweiterung, die diese Produkte über ihren Namen zu suggerieren versuchen, auch zum Titelgeber vieler eigener Arbeiten geworden: iThink, iJam, iControl usf.“

Axel Jablonski